"Elternbrief", "Orwell lässt grüßen"
Jan. 15th, 2020 05:00 pm![[personal profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/user.png)
Orwell lässt grüßen
Das geschah am 12. Juli 2018.
Morgens sagte mein Sohn, dass die Scheiß-Schule in zwei Tagen endet und dann er für die ganzen Sommerferien frei wird. Niemand von uns wusste, wie lange diese zwei Tage dauern werden und wie sie unser Leben verändern werden.
Der Plan der Behörden war fast perfekt.
Der ältere Sohn wurde in der Schule verhaftet und in eine den Eltern unbekannte Pflegefamilie transportiert.
Der jüngere Sohn wurde in der Schule ausgefragt und in die Familie zurückgegeben mit der Erklärung, dass er der Nächste wird, wenn die Familie den Behörden nicht zustimmt und die Befehle der Behörden nicht erfüllt.
Die Kindesmutter sollte am Arbeitsplatz überrascht werden, wo sie über das Schicksal der Söhne und des Ehemannes unterrichtet wird.
Mit dem Kindesvater könnte alles passieren. Das Haus wurde mit der angriffsbereiten Polizei umklammert und in Papieren stand "bis hin zu einem Amoklauf".
Trotzdem gab es etwas, was die Behörden nicht wussten und die Schule, die die Aktion initiiert hatte, nicht verstand.
Aus fünf Familienmitglieder klappte es, nur den jüngeren Sohn zu brechen. Er hat später gesagt, dass er zuerst verweigert hatte, mit den Beamten zu sprächen, aber ihm sofort gesagt wurde, dass er nicht freigelassen wird, wenn er über eigene Familie schlechte Sachen nicht erzählt. Im Papieren steht, dass die Beamtin sagte, dass er freigelassen wird, nachdem er alle Fragen den Beamten beantwortet.
Meiner Meinung nach haben die beiden Aussagen identische Bedeutung. Selbstverständlich, erlaubt der offizielle Wortlaut die gewöhnliche Ausrede "Wir wollten dem Kind nur helfen" zu verwenden.
Obwohl die Aktion für unsere Familie vollständig unerwartet war, ging mit offiziellen Plänen von Anfang an alles schief. Die Hauptziele hatten die Behörden komplett verfehlt. Da ich von der Leiterin der Aktion eine Erlaubnis bekommen hatte, das Geschehen im Internet zu veröffentlichen, hatte ich in dieselbe Nacht geschrieben, dass der Junge vorbereitet wurde und dass es die Zeil gekommen ist, die Prüfungen abzulegen.
Schon am nächsten Abend hatte ich geschrieben, dass mein Sohn die Prüfungen erfolgreich bestanden hat und jetzt zu Hause ist.
Man muss verstehen, dass die Aktion für ihm absolut undenkbar war und alles, was er über ein demokratisches Land dachte, auf den Kopf stellte, so sollte er vollständig autonom handeln.
Nachdem er die Begründung der Aktion durchgelesen hatte, sagte er sofort, dass sie auf Lügen basiert und es die Schule ist, wo er unterdrückt und gemobbt wird.
Das war für Niemandem interessant. Nach Anfrage wurde ihm erklärt, dass er keine Menschenrechte hat, weil es ein Befehl gibt. Die Beamten und die Schulmitarbeiter, die er ansprechen könnte, hatten das bestätigt. Einen Gespräch mit seinen Eltern oder einem Anwalt wurde abgewiesen. Er versuchte herauszubrechen, aber wurde von den Polizisten gewaltsam verhaftet und in die Zimmer zurückgebracht.
Später wollte er die Polizei gerichtlich anklagen und es hatte uns viel Mühe gekostet, zu erklären, wie große Geldverschwendung diese Idee verursachen würde und wie wenig Erfolgsaussichten einen solchen Versuch in der Schweiz hat.
Die nächste Möglichkeit war bei einer gezwungenen ärztlichen Untersuchung. Die Erklärungen, dass von dem Arzt ausgedachte psychiatrische Diagnose keinen Sinn hat, weil sie auf falschen Hypothesen basiert und den Fakten nicht entspricht, waren für den schweizerischen Fachmann komplett uninteressant. Die übrigen Fakten waren auch nicht verstanden oder inkorrekt interpretiert.
Dann kam mein Sohn in eine Pflegefamilie, wo ihm sofort gesagt wurde, dass er dort bis zum 18. Lebensjahr bleiben wird.
Die Beschreibung der Ereignisse im "Mobbingtagebuch" wurde für die Spannung geändert. In Wirklichkeit schickte die Pflegefamilie das Pflegekind am nächsten Morgen den Beamten selbst zurück.
Das war, selbstverständlich, nicht darum, weil die Pflegeeltern verstanden hatten, wie viel Unrecht in der Aktion steckt, oder der Pflegebeitrag von 220 CHF pro Nacht der Pflegefirma uninteressant schien.
Es war später sehr komisch zu hören, wie tief die Beamten unzufrieden waren, dass unser Sohn nicht pflegeleicht erzogen wurde.
Der letzte Versuch war, das Kind in ein Irrenhaus zu verstecken. Erstes, was mein Sohn mir gesagt hatte, war die Erklärung, dass die Ärzte so naiv sind, dass die Ziele hinter den Fragen absolut klar sind, und es kein Problem war, die Fallen in den Fragen umzugehen.
Ich kann jetzt die Einzelheiten nicht erzählen. Es laufen einige Prozesse im Rechtssystem und ich erwarte, was Interessantes daraus als Nächstes kommt.
Diese Geschichte hat bestätigt, dass ich das System richtig verstanden habe und dass dieses System sehr schwach ist. Da kam die Frage, warum dieses System überhaupt existiert.
Ein Kind ab 14 Jahren kann problemlos aus der Staatssorge herausbrechen. Ein Kind ab 10 Jahren kann das mit guten Erfolgsaussichten versuchen. Die Strategien, die meine Söhne in der taktischen Modellierung vorgeschlagen hatten, waren manchmal zu zynisch, aber immer machbar und effektiv.
Die Kluft zwischen den deklarierten Zielen und den tatsächlichen Taten der Beamten ist riesengroß. Darin kann sehr viel Zerstörerisches passten.
Mit dem Mobbing in der Schule ist etwas komplizierter, weil darin eine Teamarbeit notwendig ist, trotzdem können 3–4 Kinder eine Klasse komplett ändern, 30–40 Kinder eine Schule reparieren und 3–4 tausend Familien das ganze System umkippen.
Warum passiert das nicht?
Ich hatte mich seit dem Vorfall mit dieser Frage beschäftigt. Teilweise haben wir die weiteren Eigenerfahrungen gesammelt, teilweise kam die Information aus der Presse, aus sozialen Netzwerken und durch private Beziehungen. Meine Schlussfolgerungen wurden in Englisch geschrieben, aber ich habe entschieden, die folgende kurze Erklärung zu dem "Mobbingtagebuch" hinzufügen.
Das "Mobbingtagebuch" ist ein großartiges Buch. Das bedeutet nicht, dass die literarische Qualität so unerreichbar hoch ist. Das bedeutet nur, dass dieses Buch vollständig ausreicht, um das Leben des Lesers zu ändern. Trotzdem ist eine kurze Erklärung den theoretischen Grundlagen sinnvoll.
Ich liste hier die fünf weiteren wichtigen Ursachen, die die Katastrophe in der Schul- und Hochschulbildung nicht betreffen.
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